"Gemeinsam an einem Tisch" - ist das Motto der Vesperkirche.
Gemeinsam mit Menschen an einem Tisch zu essen, ohne auf die Herkunft, die Hautfarbe, das Alter und Geschlecht, die Nationalität und Religion zu achten, das wollten wir selbst erleben und diese Idee auch unterstützen.

Deshalb waren wir am 29. März 2017 in der Frauenkirche in Esslingen. Für drei Wochen wurde dort der Tisch gedeckt für alle Menschen, die  gemeinsam essen wollten. Bis zu 400 Essen werden täglich serviert. Das ist eine große logistische Herausforderung. Etwa 500 freiwillige Ehrenamtliche helfen beim Servieren, Abräumen, Abspülen aber auch bei der Finanzierung.
Das Essen war ein hervorragendes Drei-Gänge-Menu, mit einer Suppe, einem Getränk, einem anschließenden Kaffee und einem Stückchen Kuchen. Das ganz Menu kann für 1,50 Euro als Mindestbeitrag gekauft werden. Doch wir waren uns bewusst, dass das Essen viel mehr wert ist und so bezahlten wir mindestens das Doppelte, manche sogar mehr. Mit dem Überschuss wird dann das Essen eines ärmeren Menschen mitfinanziert.

Diese Idee des Teilens hat uns allen gefallen. Die Atmosphäre in der Kirche war dazu auch besonders geeignet. Im Vordergrund steht der Mensch und sein Bedürfnis nach Nahrung, nicht aber der schicke Anzug, das neue Kleid, das Ambiente eines feinen Restaurants, nicht die noblen Gäste der "In-Kneipe". Doch war nicht alles nur einfach und reduziert. Blümchen standen auf dem Tisch, es gab Servietten, das Essen war fein garniert mit einem Petersilienblatt, die Bedienung war sehr zuvorkommend und freundlich und der Kuchen vom Feinsten.  - Menschen vom Rand der Gesellschaft saßen uns gegenüber und wir kamen auch vereinzelt mit ihnen in Gespräch. Hier saß eine einsame Frau, dort drüben eine Familie, wir sahen Flüchtlinge; Menschen, die in Armut leben oder die aus anderen Gründen „an den Rand" geraten sind; aber auch Menschen die spüren, dass die Begegnung mit den übrigen Gästen eine Bereicherung ist, die gut tut.
Ja, es war eine besondere Lektion, die wir an diesem Tag gelernt haben.
Gemeinsam an einem Tisch - das sollte auch in anderen Lebenslagen gelten.
Text und Fotos: Peter Stroh