Mehrere Schüler und Schülerinnen liegen mit ihren Stiften und Heften im mittleren Teil des Klassenzimmers um ein niedriges Holzgatter und arbeiten konzentriert. Ab und zu hebt sich ein Kopf, schaut in das provisorische Gehege und arbeitet weiter. Da liegen sie und schreiben, malen, zeichnen...

Es ist mucksmäuschenstill – Was man hört ist ein leises und beständiges Piepen, das aus dem Holzgatter kommt. Kleine und flauschige Küken flitzen im Gehege, fressen oder schlafen und erkunden ihre kleine Welt. Die Klassentür geht etwas zu schwungvoll auf, sofort wird das von den Kindern mit energischem "schhhhh" kommentiert. Die LehrerInnen und jugendlichen Schüler und Schülerinnen, die das Klassenzimmer betreten haben kommen leise näher, es wird geflüstert und bewundernde „Ahs“ und „Ohs“ sind zu hören. Bald hat jeder ein Federknäuel in der Hand, liebevolle Streicheleinheiten werden ausgeteilt, keines darf zu kurz kommen, Augen leuchten, neugierige Fragen werden gestellt und die Kleinsten werden zu Experten. (K)ein Wunder... Haben sie sich doch beharrlich und geduldig 3 lange Wochen um die vielen Eier und den Brutkasten gekümmert, mehrmals täglich das Thermometer abgelesen und die Luftfeuchtigkeit kontrolliert. Auch „geschiert" wurden die Eier regelmäßig und staunend haben die Kinder beobachtet, wie das Leben im Ei entsteht und gelernt, dass man sorgsam damit umgehen und es hegen und pflegen muss. Auch Verluste waren zu beklagen und sie lernten zu akzeptieren, dass nicht aus jedem Ei ein Küken schlüpfen kann. Die Schlupftage waren besonders aufregend, auch für die Kollegen und Kolleginnen und die Belegschaft der Kinderklinik. Jedes einzelne Küken wurde freudig begrüßt und bei den Nachzüglern wurde gebibbert.

Jetzt sind sie die Knäuel, liebevoll auch Bibberle genannt, kleine Stars und genießen die volle Aufmerksamkeit aller. Dass sie in den knapp 3 Wochen in der Vorbereitung und dann am lebenden Objekt nebenher auch den Unterrichtsstoff von ca. 6 Wochen der verschiedenen Fächern (Mathe, Deutsch und MNK) bearbeitet haben, ist den Kindern gar nicht bewusst. Sie haben gelernt was nötig war um diese kleinen Wunder mitzuerleben und kommen jeden Tag begeistert in die Schule, wollen nach Unterrichtsende gar nicht mehr gehen. „Ich kann es gar nicht glauben, dass ich bei so was Coolem dabei sein darf!", sagt der 4. Klässler staunend zu seiner Lehrerin. Sie selbst staunt auch nicht schlecht darüber, was die Grundschulkinder in diesen 4 Wochen in den unterschiedlichsten Bereichen alles geleistet haben.

Natürlich gibt es am letzten Schultag vor den Ferien ein paar Tränen, aber auch kleine Küsschen ins plüschige Federkleid und viele Fragen, wie und wo es für die Küken weitergeht, ob sie gut versorgt werden, usw. weil klar ist, dass diese nun ein neues Zuhause auf einem kleinen Hof beziehen. Aber auch das gehört zum wichtigen Lerngegenstand an der Schule am Klinikum: mit Emotionen umzugehen, darüber zu sprechen und sie letztlich auch zu verarbeiten.

Text, Bilder und Videoclip: Deborah Kontschak