Die Sommerferien stehen kurz bevor. Neugierig sehen die vielen Zuschauer*innen aus den Fenstern und erwarten die Aufführung des angekündigten Mini-Theaterstücks. Die Spannung steigt. Musik. Eine Dame in einem feinen Sommerkleid, mit Sonnenbrille, Badehandtuch und Sonnenschirm betritt die Dachterrasse, welche heute als Bühne dient. Das Stück beginnt.

Doch von Anfang an:
Lockdown, Homeschooling, Viedeounterricht, Präsenzunterricht. Abstand halten, nicht singen. So sieht Schule vor den Sommerferien bei uns aus. Gar nicht so einfach, da immer die gute Laune zu behalten. So ein Theater! Theater? Theater erscheint doch gerade in schwierigen Zeiten ein gutes Mittel zu sein Lernen ganzheitlich zu fördern, den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken, sie zu stärken. Und außerdem macht es einfach Spaß!

Wir wollen es versuchen und Theater spielen unter Pandemie-Bedingungen. Es ist die erste Gelegenheit für ein gemeinsames Projekt nach der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts am Klinikum. Die teilnehmenden Grundschüler*innen sind von Null auf Hundert voll dabei und bringen sich mit Haut und Haar ins Theaterspielen ein!

Zunächst lernen sie Spiele und Übungen kennen. Standbilder werden gebaut, die Phantasie und die Spielfreude angeregt. Schnell entstehen erste Ideen für eine kleine Geschichte. Inspirieren lassen wir uns besonders durch unseren Spielort. Die Terrasse erinnert an Urlaub, auch sind wir dem Wetter ausgeliefert. Mal weht uns der Wind die Requisiten davon, mal brennt die Sonne heiß auf uns herab. „Sommer, Sonnen, Sonnenschein“, soll unser Mini-Stück heißen. Es geht also um Urlaub. Zunächst bedeuten die Vorbereitung zur Aufführung jedoch auch viel Arbeit für alle Beteiligten. Eine Palme wird hergestellt, Musik wird ausgesucht, Einladungen werden geschrieben und natürlich wird geprobt. Die Kinder beweisen Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und zeigen sich sehr ehrgeizig. Nochmal und nochmal wollen sie einen Durchlauf spielen, um sich für die Aufführung sicher zu fühlen.

Dann ist der große Tag gekommen. Das Lampenfieber ist groß! Musik. Eine Dame in einem feinen Sommerkleid, mit Sonnenbrille, Badehandtuch und Sonnenschirm betritt die Dachterrasse. Zwei weitere Strandbesucher*innen finden ein ruhiges Plätzchen am Strand, sogar mit genügend Abstand zu den anderen, denn es ist ja der Sommer 2020 und Corona macht auch vor dem Strand nicht Halt! Zuerst sonnen sie sich genüsslich. Doch dann wird es unerwartet heiß und immer heißer. Die Urlauber*innen schwitzen, stöhnen, es wird unerträglich. Eine Abkühlung wäre willkommen. „Es hat schon sehr lange nicht geregnet“, stellen sie fest. Doch was soll man tun? Eine Frage, die nicht nur die Kinder bewegt, sondern die auch in der realen Welt gestellt wird. Heiße Sommer und damit verbundene Dürren aufgrund des Klimawandels. Gar nicht so einfach damit umzugehen. Die Kinder haben ihre eigenen Ideen, wie sie den Regen heraufbeschwören könnten. Sie flehen die Wolken an, damit diese endlich den ersehnten Regen schicken. Sie tanzen einen Regentanz. Und schließlich versuchen sie ihn durch Regengeräusche anzulocken. Zufall oder nicht, am Ende werden ihre Bemühungen belohnt und es beginnt zu regnen. Ein Happy End auf der Freiluftbühne der Klinikschule.

Die Anspannung der jungen Schauspieler*innen lässt nach, als der Applaus aus den Fenstern von zwei Etagen ertönt. Ihre Herzen schlagen beinahe sichtbar höher. Eine Schauspielerin kann ihr Glück kaum fassen und springt mit einem lauten Jubelschrei noch auf der Bühne in die Luft und wirft die Sonnenblume, die sie zum Dank erhalten hat, in die Höhe: „Juhu!“ Was für ein Schultag! Was für ein Theater! Was für ein Erfolgserlebnis!

Text und Bilder: Anna-Lea Mania